Porträts von Christoph Badelt und Renate Christ, Katharina Rogenhofer und Helga Kromp-Kolb

Christoph Badelt © Hans Leitner und Renate Christ © interfoto, Katharina Rogenhofer © Jake Tazreiter und Helga Kromp-Kolb © Günther Pichlkostner

Im Zeit-Raum: Klima-Notstand

Johannes Kaup im Gespräch mit dem Wifo-Chef Christoph Badelt, der Klimaexpertin Renate Christ, der Sprecherin des Klimavolksbegehrens Katharina Rogenhofer und der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb.

Kein politikübergreifendes Thema bewegt die Menschen derzeit so sehr wie die zunehmende Erderhitzung und die Folgen des daraus resultierenden Klimawandels. Am 26. September 2019 hat der Nationalrat den Klimanotstand ausgerufen. Alle Parlamentsparteien – mit Ausnahme der FPÖ – haben sich dazu entschlossen der Klimakrise und ihren Folgen "höchste Priorität" einzuräumen.

Die Abgeordneten bekannten sich unter anderem dazu, Berichte des Weltklimarats als Grundlage für künftige Klimapolitik heranzuziehen und den nationalen Energie- und Klimaplan nachzubessern. "Ziel soll es sein, die Emissionen ehestmöglich, doch noch vor Mitte des Jahrhunderts und sozial verträglich über die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens hinaus auf netto null zu reduzieren", heißt es im Beschluss, der allerdings dabei keine konkrete Jahreszahl nennt.

Derzeit hinkt Österreich diesen Zielen nicht nur weit hinterher, sondern es ist noch keine signifikante Trendumkehr beim Ausstoß klimaschädlicher Gase zu verzeichnen. Österreich ist auf dem Weg, die Klima- und Energieziele 2020 zu verfehlen, und für die Zeit bis 2030 fehlt der gesetzliche Rahmen. Während tausende Jugendliche und zunehmend deren Eltern und Großeltern bei den "Fridays for Future" auf die Straße gehen, fehlt es an einer "Politics for future", die Klimaschutz nicht nur verbal beteuert, sondern auch systemisch umsetzt.

Was braucht es auf politischer Ebene? Wie muss eine Politik aussehen, die angesichts einer am Wachstum und Konsum orientierten Wirtschaft die vitalen Lebensbedingungen der kommenden Generationen schützt?

Welche Rolle spielen dabei gesetzliche Rahmenbedingungen wie Kostenwahrheit, Verursacherprinzip und ökosoziale Steuerreformen? Haben nationale und europäische Klimaschutz-Maßnahmen überhaupt einen Sinn angesichts eines kohlenstoffintensiven Wachstums in den großen globalen Industrienationen und Schwellenländern?

Was braucht es auf individueller Ebene? Welche Rolle spielt der konsumorientierte Lebensstil in unseren Breiten mit Billigflügen und dem zunehmenden globalisierten Verkehr von Lebensmitteln und Gütern? Müssen die gesellschaftlichen Bilder eines "guten Lebens" auf den Prüfstand gestellt werden, die persönliche Lebensqualität mit einem propagierten Lebensstandard verwechseln? Welche Alternativen müssen entwickelt und welche Utopien gedacht werden, um die Realität heute in Richtung einer enkeltauglichen Welt zu verändern?

Anzeige

In Kooperation mit der Tageszeitung Die Presse.